FORL – Volkskrankheit unter Katzen

Was ist FORL bei der Katze?

Während Karies früher oder später deutlich erkennbar ist, weil die äußere Zahnhartsubstanz angegriffen und schließlich zum sprichwörtlichen „Loch im Zahn“ führt, beginnt FORL im Verborgenen.

FORL ist eine häufig auftretende, äußerst schmerzhafte Zahnkrankheit bei der Katze. Der Name ist eine Abkürzung und setzt sich aus folgenden Worten zusammen: Feline (Familie der Katzen), odontoklastische (Zellen, die die Zahnsubstanz angreifen), resorptive (lateinisch „absaugen“), Läsion (Schädigung von Strukturen). Synonyme sind RL (resorptive Läsion) und „neck lesion“.

Auslöser von FORL ist eine Fehlinformation des Körpers, die die sogenannten Odontoklasten aktiviert. Die Aufgabe dieser Zellen ist es, die Milchzahnwurzeln abzubauen und anschließend inaktiv zu werden. Aktiviert eine fehlgeleitete Immunantwort die Zellen erneut, beginnen sie mit dem Abbau der Substanz gesunder Zähne. Oft resultiert daraus die Zerstörung des gesamten Zahnhalteapparats.

Der Prozess startet scheinbar wahllos im Wurzelbereich und an den Zahnhälsen, während die Zahnkronen gerade anfangs noch unverändert aussehen. Deshalb ist bei spät diagnostizierter FORL zu befürchten, dass in unterschiedlicher Ausprägung bereits sämtliche Zähne der Katze betroffen sind. Oft wird FORL erst erkannt, wenn sich die schädigenden Zellen bereits von innen durch die Zähne gefressen und irreparable Schäden verursacht haben.

Sind bestimmte Katzen besonders von FORL betroffen?

Das Auftreten ist extrem hoch, ab einem Alter von 5 Jahren ist ungefähr jede zweite Katze betroffen. Jede Katzenrasse kann betroffen sein, scheinbar neigen Perser-, Siam- und Maine Coon-Katzen besonders dazu.

Wie lässt sich FORL erkennen?

Für Katzenhalter ist FORL im Anfangsstadium so gut wie nicht zu erkennen. Sicherlich verspürt die Katze bereits Zahnschmerzen, doch sie kann Ihnen dies nicht kundtun. Andererseits sind die Vierbeiner auch Meister darin, Krankheiten zu vertuschen. Der Grund dafür sind ihre wilden Vorfahren, die Artgenossen gegenüber keine Schwäche zeigen wollen, um nicht angreifbar zu wirken.

Irgendwann treten jedoch gewisse Symptome auf, die (aufgrund der Häufigkeit der Krankheit) stets mit FORL in Verbindung gebracht werden sollten:

  • Umschleichen des Napfes
  • Fressunlust
  • Vermehrtes Speicheln
  • Hastiges Fressen
  • Mundgeruch
  • Fallenlassen von Nahrung
  • Schmatzen, Zähneknirschen
  • Kopfschiefhaltung beim Fressen
  • Hochwachsendes Zahnfleisch
  • Entzündetes Zahnfleisch
  • Knurren, Fauchen, Aufschreien

Sicherer Nachweis nur mit Röntgenbildern

FORL tritt als erstes im Bereich der Zahnwurzel und des Zahnhalses auf. Eine äußerliche Begutachtung der Zähne genügt daher nicht, um FORL bei Katzen zu erkennen bzw. auszuschließen. Hinweise auf FORL können hochwachsendes Zahnfleisch, eine Zahnfleischentzündung oder defekte Zähne sein. Der Tierarzt kann evtl. mit einer Zahnsonde Schmelzdefekte an den Zahnhälsen und überempfindliche oder schmerzhafte Bereiche ausmachen.
Ein sicherer und umfassender Nachweis der tückischen Zahnerkrankung kann jedoch ausschließlich mithilfe von Röntgenbildern erfolgen. Um Aufnahmen des Kiefers und des Zahnhalteapparats anzufertigen, muss die Katze in Narkose versetzt werden.

Um detaillierte Ergebnisse zu erzielen, sind mehrere Einzelaufnahmen notwendig. Spätestens wenn FORL bei einem oder mehreren Zähnen diagnostiziert wurde, sollte der Status des Gebisses vollständig abgeklärt werden.

Behandlungsablauf

FORL ist nicht heilbar. Die Krankheit verursacht starke Schmerzen und kann nicht gestoppt werden.

Die einzige wirksame Therapie bei FORL ist die betroffenen Zähne vollständig zu entfernen. Um diese eindeutig zu identifizieren, sind Röntgenaufnahmen notwendig.

Bei manchen Katzen müssen lediglich ein paar Zähne gezogen werden. Wird FORL jedoch nicht rechtzeitig erkannt, kann ein Großteil der Zähne bereits geschädigt sein. Mitunter kann es vorkommen, dass beinahe sämtliche Zähne entfernt werden müssen. Dies ist durchaus im Sinne der Katze, denn jeder verbleibende Zahn mit FORL bereitet Schmerzen. So radikal diese Maßnahme erscheinen mag – für die Katze ist dies das Beste und führt normalerweise zu keiner größeren Beeinträchtigung. Sie benötigt ihre Zähne nicht zum Kauen, wie dies bei einem Pflanzenfresser der Fall ist. Die Futteraufnahme ist beinahe uneingeschränkt möglich.

Kann man FORL vorbeugen?

Da es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, ist eine umfassende Prophylaxe nicht möglich. Trotzdem sollte das Gebiss der Katze regelmäßig kontrolliert werden, damit die Erkrankung frühestmöglich erkannt und dem Tier unnötige Schmerzen erspart werden. Vor allem eine gute Beobachtung der Katze durch den Besitzer kann eine frühe Diagnose gewährleisten. Eine gute Maulhygiene ist zudem sinnvoll.